Durchziehen? Warum es besser ist, deine Tasche zu nehmen!

Fotocredit: Amjad Azroun

„Alles was man anfängt, bringt man auch zu Ende.“

Vielleicht quälst du dich gerade durch deinen Job oder du drückst dich bei einer Sportart herum, die dir überhaupt keinen Spaß macht?

Es ist ja schließlich ein unumstößliches Gesetz, dass wir Dinge DURCHZIEHEN müssen. Wirklich?

Vor einiger Zeit übernehme ich einen Auftrag, bei dem ich bereits nach 4 Wochen feststelle: Der Job ist gegen meine Natur. Die positiven Aspekte reißen es nicht heraus und nennenswerte Veränderungen sind nach Rücksprache mit meinem Geschäftsführer und Auftraggeber nicht möglich. An einem Sonntagabend erwische ich mich dann bei längst vergessenen Gedanken: „Oh nee, morgen geht es wieder los.“

Mein Entschluss steht noch am gleichen Abend fest: Ich gehe da raus. Die Reaktion eines geschätzten Kollegen finde ich sehr interessant. Er sagt wiederholt merklich ungläubig: „Nicole, das hätte ich niemals gedacht, dass duuuuuuu aufgibst.“ Zunächst verstehe ich nicht, aber dann wird es mir klar: Dinge nicht durchziehen bedeutet für viele Menschen AUFGEBEN. Da ist er, der fiese Glaubenssatz:

Nicht durchziehen = Aufgeben = Versagen

Für viele aus der Generation unserer Eltern zählen „Dinge bis zum Ende durchziehen“ und Kontinuität zu den Kerneigenschaften eines erfolgreichen Menschen. Und viele von uns wiederum haben dies automatisch übernommen.

Ja, ich bin meiner Mutter heute extrem dankbar, dass sie mich nach der 10. Klasse nicht von der Schule ließ und ich diese durchziehen musste. Wie steht es aber bei uns Erwachsenen damit? Sogar nochmal ein „Ja“. Zum Beispiel, wenn wir einen Lebenstraum haben und es auf dem Weg dorthin auch mal ordentlich ruckelt. Aber dann MÜSSEN wir es auch nicht durchziehen, sondern WOLLEN es. Und irgendwie ist es dann auch nicht „Durchziehen“.

Ziehst du deine Freundschaften durch?

Betrachtest du dein wöchentliches Sport- / Sauna-Ritual als „Durchziehen“?

Ziehst du deinen Urlaub durch?

Wo wir ein wirkliches Ziel sehen, bei Dingen, die wir wirklich wollen, da bleiben wir dran. Freiwillig.

Welche Folgen kann es haben, wenn du stoisch alles zu Ende bringst, was du anfängst, obwohl es dir nicht guttut?

Du bleibst in einem Job, der dir schadet, der dir vielleicht schon gesundheitlich zusetzt. Der Sonntagabend ist gleich mit im Eimer.

Du steckst in einer Beziehung, die dich unglücklich macht.

Du hängst in einem Auftrag fest, wo du keine Wertschätzung erhältst.

Wie klingt das für dich?

Ich höre schon die Einwände….“Mir bleibt aber doch gar keine Wahl.“ Doch! Das Gute ist: Es war, abgesehen natürlich von Unglücksfällen, DEINE Wahl, dass du dort bist, wo du dich aktuell befindest. Somit hast auch du die Wahl, es zu ändern. Dafür bedarf es jedoch etwas Mut.

Wir Menschen sind einfach evolutionsbedingt von Aszendenten „Angsthase“. Wir mussten früher schließlich in der Lage sein, ganz schnell Gefahren zu erkennen, um rechtzeitig zu flüchten und legen noch immer den Fokus spontan auf „Gefahr“. Daher ist es allzu menschlich, dass wir uns zunächst eher vereinsamt im Jogger in einer Messi-Bude vorstellen statt goldbehangen mit fröhlichen Menschen oder Traumpartner in der Stadtvilla. Auf jeden Fall denken wir bei Veränderungen gern spontan „Jetzt wird es ungemütlich.“

Was hilft daher zum letzten Schritt, wenn du feststellst, dass du dich mit einer Sache quälst? Frage dich: 

„Welche Chancen habe ich, wenn ich es beende?“

Drehe deine Vorstellungskraft um! Stell dir bildhaft vor, wie du dich in deiner Wunschsituation befindest. Stelle dir vor, wie du dich dann fühlst. Vielleicht machst du noch eine Kollage dazu.

„Wie löse ich eventuelle Nachteile?“

Was braucht es, nach der Trennung schnell ein Dach über dem Kopf zu haben? Was braucht es, einen neuen Job zu finden, der dir Freude macht? Was braucht es, um ein eventuelles finanzielles Risiko in Schach zu halten? Du wirst feststellen, wie viel lösbar ist und du fühlst dich noch stärker am Steuer deines Lebens.

„Was wäre, wenn ich es weitermache, es „durchziehe“. Wie ginge das dann weiter?“ „Was würde noch passieren können?“

Male dir die Folgen aus, fühle dich vor allem in die Folgen hinein.

„Wie wirke ich in der aktuellen Situation?“

Wie wirkst du in diesem Job, der dir weder liegt noch gefällt?  Wie wirkst du bei diesem Auftraggeber, bei dem du dich übervorteilt fühlen? Wie wirkst du bei diesem Menschen, bei dem du schon so lange alles dran setzt, damit er endlich deinen Wert erkennt?

Finde dich niemals damit ab, dass der Montag ein „Blue Monday“ ist.

Finde dich niemals damit ab, nicht glücklich zu sein.

Wie soll das Positive in dein Leben kommen, wenn du dich an die unerfreulichen Umstände klammerst?

Schaufel dich frei von Menschen, Situationen und von Jobs, die dein Potenzial bremsen.

Du hast nur das Beste verdient und das kannst du nur erreichen, wenn du wieder frei bist.

Deine Nicole


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